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Gemeinsamer Schritt in Richtung Klimaneutralität

PV-Anlage in Münster

Seit Mai 2025 liefert eine schwarmfinanzierte Photovoltaikanlage Sonnenstrom für Atruvia in Münster. Ein Beispiel dafür, wie Teamgeist und Klimaschutz Hand in Hand gehen können.

Schwarze Platten, die in der Sonne glänzen, Alurahmen, gerasterte Oberfläche – optisch unterscheiden sich die Solarpaneele auf dem Atruvia-Parkhaus in Münster nicht von anderen Photovoltaikanlagen (PV). Doch das Münsteraner Sonnenkraftwerk, das seit Frühsommer 2025 klimafreundlichen Strom direkt vom Dach in die Büros und Serverräume liefert, hat es in sich: Denn nicht Atruvia als Unternehmen, sondern die Mitarbeitenden selbst waren es, die in die Anlage investiert und so den Bau finanziert haben.

Ausgangspunkt für das außergewöhnliche Projekt war das erklärte Unternehmensziel von Atruvia, mittelfristig klimaneutral zu werden. Ein ambitioniertes Vorhaben, denn ein wichtiger Hebel, um die CO2-Emissionen zu reduzieren, ist der Stromverbrauch. Als kritische Infrastruktur und Digitalisierungspartner der genossenschaftlichen FinanzGruppe ist der bei Atruvia nicht gerade gering. Um den Verbrauch zu senken, gibt es nur begrenzte Möglichkeiten – die Server müssen schließlich laufen. Rund um die Uhr, 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Allerdings ist Strom nicht gleich Strom. Aus der Sonne gewonnene Energie schont Ressourcen sowie Klima und macht gleichzeitig unabhängiger von großen Anbietern. Die Hürde: Um von der Sonnenenergie zu profitieren, sind zunächst hohe Investitionen in eine PV-Anlage nötig. Ganz im Sinne des genossenschaftlichen Prinzips, entwickelte ein Projektteam die Idee, die Finanzierung auf viele Schultern zu verteilen und den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, sich zu beteiligen.

Beteiligung der Mitarbeitenden über Crowdfunding stößt auf großes Interesse
Ein Vorschlag, der auf großes Interesse stieß: Schon bei einer Vorab-Umfrage signalisierten über 600 Mitarbeitende, dass sie bereit wären, sich an einer Solaranlage zu beteiligen – ein Ansporn für das Projektteam, die unkonventionelle Idee weiterzuverfolgen.

1,7 Millionen Euro – diese stolze Summe galt es zu erreichen, um die Finanzierung zu sichern. Der Betrag, mit dem sich die einzelnen Mitarbeitenden beteiligen konnten, wurde auf 500 bis maximal 5.000 Euro festgelegt, bei einer Laufzeit von fünf Jahren und zu einem festen Zinssatz. Doch so einfach und charmant die Idee der gemeinschaftlichen Finanzierung in der Theorie klingt, so aufwändig gestaltete sich die Umsetzung in der Praxis. Viele rechtliche und regulatorische Vorgaben mussten berücksichtigt, Genehmigungen und Zertifizierungen eingeholt werden. Eine Herausforderung dabei: In den meisten Fällen wird Crowdfunding von Start-ups genutzt – entsprechend sind auch die vorgefertigten Verträge der Partner formuliert. Da der Projektzuschnitt bei Atruvia jedoch ein ganz anderer war, galt es, akribisch Formulierungen zu überprüfen, anzupassen und rechtlich abzusichern. Umso reibungsloser lief parallel dazu die Suche nach einem geeigneten Handwerksbetrieb, um die PV-Anlage fachgerecht zu installieren.

Soweit zu den Rahmenbedingungen. Nach mehreren Monaten Vorlaufszeit, sollte es dann ans Eingemachte gehen – die Finanzierung. Durch den außergewöhnlichen Ansatz hatte das Projekt zwar schon im Vorfeld eine sehr hohe Aufmerksamkeit in der Belegschaft erfahren, damit hatte aber kaum einer gerechnet: Bereits nach einer Stunde war die ausgeschriebene Summe erreicht – abgeebbt war das enorme Interesse trotz langer Vorauszeit also keinesfalls. Fast 400 Mitarbeitende haben es „geschafft“, sich an der Solaranlage zu beteiligen. Viele weitere hätten gerne ebenfalls investiert, doch da war das Finanzierungsziel schon erreicht.

500.000 Kilowattstunden Sonnenstrom
Nach Abnahme und Testphase startete die neue PV-Anlage im Mai 2025 in den Probebetrieb, anschließend dann in den Testbetrieb mit voller Leistung. „Da die Anlage für den Eigenverbrauch optimiert ist, war für uns bei der Planung nicht der Spitzenertrag beim Höchststand der Sonne entscheidend, sondern der maximale Ertrag über die Sonnenscheindauer eines ganzen Tages“, erklärt Kai Witt, Tribe Lead Facility Management und verantwortlich für das Energie- und Gebäudemanagement bei Atruvia. Der angepeilte Ertrag von etwa 500.000 Kilowattstunden im Jahr wird ihm zufolge komplett ins Atruvia-Netz fließen. „Gut 13 Prozent des Verbrauchs zweier Gebäude können wir über die neue Anlage abdecken“, so Kai Witt. Atruvia geht damit einen weiteren Schritt auf das angestrebte Ziel der Klimaneutralität zu und die Mitarbeitenden gehen mit – das hat das Projekt eindrucksvoll gezeigt.